Angesichts des Welttages für seelische Gesundheit am 10. Oktober hat CDU-Gesundheitspolitiker Alexander Krauß eine stärkere Thematisierung der Selbsttötungen gefordert. "In einer Stadt mit 400.000 Einwohnern kommt es jede Woche zu einem Selbstmord", sagte Krauß. Statistisch gesehen nehme sich alle 47 Minuten ein Deutscher das Leben. In der Altersgruppe der 15- bis 29-Jährigen sei dies die zweithäufigste Todesursache. "An Verkehrsunfällen, Drogen und HIV sterben zusammen weniger Menschen als durch Suizid", so der Gesundheitspolitiker. Mit der hohen Zahl an Selbsttötungen dürfe sich Deutschland nicht abfinden, forderte der Bundestagsabgeordnete.
Noch immer seien Lebensmüdigkeit und Lebensunlust ein Tabuthema. "Betroffene fressen ihren Kummer noch viel zu häufig in sich hinein anstatt mit einem Mitmenschen über die eigenen Sorgen zu sprechen", sagte der CDU-Politiker. Das anonyme Gesprächsangebot der Telefonseelsorge sei vielen Menschen nicht bekannt. Unter der Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222 fänden sich rund um die Uhr Menschen zum Zuhören und Sprechen. Auch die Kirchen böten seit Jahrhunderten Seelsorge an. "Ich würde mir wünschen, dass unsere Pfarrer wieder häufiger als Seelsorger in Anspruch genommen werden", sagte Krauß. Deren Erfahrungen im Umgang mit Sorgen und Nöten seien ein verborgener Schatz.
Das Suizidrisiko sei besonders bei Menschen mit Depressionen und Schizophrenie erhöht. Den Besuch eines Hausarztes, Psychiaters oder Psychotherapeuten sollten Menschen mit Lebensunlust lieber eher als später ins Auge fassen. "Die Einführung der Akutsprechstunde in der Psychotherapie hat sich bezahlt gemacht", sagte Krauß. Dadurch könnten Betroffene zügig Hilfe erfahren. Seit April vergangenen Jahres sei das schnelle Erstgespräch für Psychotherapiepraxen Pflicht.